von Patrick Pensa
Nach dem klaren Sieg am Samstag, wird es am Sonntag nochmals richtig eng. Bis auf 7:7 kommt St.Gallen-Appenzell an die Aargauer heran. Enger könnte es nicht sein. Schliesslich sichert aber Ayla Huser im Dameneinzel den Titel.
Das 6:2 vom Samstag versprach nicht nur eine angenehme Nachtruhe, sondern auch einen entspannten zweiten Playoff-Finaltag für das Team Argovia. Drei Siege hätten bereits den erstmaligen Meistertitel bedeutet. «Das ist gefährlich. Genau diese Ausgangslage ist extrem schwierig», sagte Spielertrainer Andrew Dabeka.
St. Gallen gibt nicht auf
St. Gallen-Appenzell hatte die halbe Stadt in die Halle gelockt. Der Lärm war ohrenbetäubend. Man spürte, dass sie sich noch nicht mit dem Vize-Titel zufriedengeben wollten. Geschickt wählten sie die Reihenfolge der Spiele und machten einen weiteren Schachzug: Ihr deutscher Doppelspieler Tim Dettmann trat überraschend im zweiten Herreneinzel an.
Startfurioso der Gastgeber
Gestartet wurde mit den Herrendoppel. Die Gastgeber legten los wie die Feuerwehr, führten rasch auf beiden Courts. Das Aargauer Herrendoppel eins, Roger Schmid und Joel Gayle, kamen im zweiten Satz zwar noch zum 20:20 heran, aber zu spät. Nach zwei Spielen stand es bereits 6:4.
Herreneinzel als Highlight
Nachdem Andrew Dabeka am Samstagabend ein Einzel auf höchstem Niveau gegen Agung Ruhanda gewonnen hatte, sollte dies nun wiederum die richtungsweisende Partie sein. Im Gegensatz zum Vortag hatte Dabeka davor keinen Doppeleinsatz, um Kräfte zu sparen.
Ganz im Gegensatz zu seinem indonesischen Kontrahenten. Lange Wechsel mit hohem Tempo folgten, Ruhanda befeuerte mit jedem Punkt das Publikum. Dabeka entschied aber den ersten Satz mit 22:20 für das Team Argovia.
Jedes Mittel ist recht
Danach folgte die hohe Badmintonschule. Längst ging es nicht mehr nur um die sportliche Ebene. Jeder versuchte, den anderen aus dem Rhythmus zu bringen.
Ruhanda verschaffte sich extra Pausen, indem er dem Shuttle hinterher hechtete und dann den Schweiss aufwischen liess. Dabeka führte mit vier Punkten, als sich der Indonesier erneut auf den Boden legte, offenbar von Krämpfen gequält. Schauspiel oder nicht bleibt offen. Es folgte eine fünfminütige Behandlungspause. Dafür wurde auf dem zweiten Court Argovia im Mixed der erste Punkt gutgeschrieben: 7:4.
Dabeka liess sich irritieren
Der Unterbruch wirkte. Ruhanda drehte den Satz, der 34-jährige Dabeka liess sich aus der Konzentration bringen. «Er hat mich erwischt. Den zweiten Satz hätte ich nach Hause bringen müssen», sagte der Kanadier später. Tatsächlich sicherte Ruhanda St. Gallen-Appenzell nach einem weiteren engen Satz den nächsten Punkt. Auf dem Nebencourt kam Doppelspieler Dettmann im Herreneinzel zwei immer mehr auf Touren. Nach verlorenem Startsatz konnte er sich gegen Argovia-Youngster Christian Kirchmayr durchsetzen: 7:6.
Ausgleich nach dem Damendoppel
Noch immer fehlten den Gästen also zwei Punkte zum sicheren Sieg. Die Hoffnung ruhte auf den Schultern der Keller-Schwestern, die nun das Damendoppel bestritten. Nach klarer Führung kamen auch sie aus dem Tritt. Der Ausgleich war Tatsache. Zum Glück hielt er aber nicht lange – Joel Gayle dominierte das dritte Einzel mit einer kämpferischen Leistung, sodass Argovia vor dem allerletzten Spiel, dem Dameneinzel 8:7 in Führung lag.
Die Rechnerei beginnt
Trotzdem ging nun die Rechnerei los. Der Speaker verkündete, dass bei einem 2:1-St.-Gallen-Sieg nach Spielen und Sätzen unentschieden stehen würde und alle Punkte addiert werden müssten. Bühne frei für die 20-jährige Ayla Huser. «Ich wusste, dass ich noch nie gegen sie verloren hatte, das gab mir Sicherheit. Trotzdem war ich übernervös», sagte sie nach dem Spiel. Auf dem Feld machte sie alles richtig. Mit der Mannschaft gleich neben dem Feld sicherte sie dem Team Argovia den ersten Titel in der Vereinsgeschichte.
Abgang als Wermutstropfen
Das Überraschungsteam des Jahres, das vom Punktelieferanten zum Favoritenschreck wurde, war nicht mehr zu halten. Vor allem Trainer und Integrationsfigur Dabeka, der in seine Heimat zurückkehren wird, stand nun im Zentrum. Sein Abgang ist der grosse Wermutstropfen hinter der Sensation.
(Quelle: az, Aargauer Zeitung)
Link zum Artikel der Aargauer Zeitung
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